Samstag, 24. Januar 2009
 
Puma ist nicht mehr sauber PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von CIR   
Dienstag, 21. November 2006

Wuppertal, den 21.11.06: Das weltweit drittgrößte Sportartikelunternehmen Puma hat das Pilotprojekt mit der deutschen Kampagne für 'Saubere' Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC) zu Sozialstandards bei Zulieferern in El Salvador und Mexiko scheitern lassen.

Hoffnungsvolle Ansätze, die die gemeinsame Zwischenbilanz vom 9.Juni 2006 zur Behebung von Arbeitsrechtsverletzungen noch aufgezeigt hatte, sind durch die Weigerung Pumas, weitere Mittel für das Projekt zur Verfügung zu stellen, zunichte gemacht worden. «Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten und Ansprüche des Unternehmens Puma ist dieser Schritt absolut unverständlich», so Maik Pflaum von der CCC. «Damit werden nicht nur die CCC und ihre lateinamerikanischen Partnerorganisationen, sondern vor allem die Beschäftigten vor den Kopf gestoßen».
Im Dezember 2005 hatte das zunächst auf ein Jahr begrenzte Pilotprojekt bei zwei Puma-Zulieferern in El Salvador begonnen. Die lokale Monitoring-Organisation GMIES (Grupo de Monitoreo Independiente de El Salvador) und die Frauenorganisation ORMUSA (Organización de Mujeres de El Salvador) sollten die Einhaltung von Arbeitsnormen wie vor allem Lohnstandards, Gewerkschafts- und Frauenrechten überprüfen. Diese Normen sind Bestandteil der Verhaltenskodizes von Puma und CCC sowie der US-amerikanischen Kodex-Kontrolleinrichtung Fair Labor Association, in der Puma Mitglied ist.
Die Zwischenbilanz vom 9.6. 2006 zeigte in einer Fabrik einige positive Ergebnisse auf, wie z. B. die freiwillige Ableistung von Überstunden und das Fehlen sexueller Belästigung, benannte jedoch auch Problembereiche wie die Behinderung von Gewerkschaftsarbeit und die Zahlung nicht existenzsichernder Löhne. In Schulungen mit den Lieferanten und Beschäftigten sollten in der zweiten Hälfte des Pilotprojekts die Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden.
Die zweite Fabrik hatte trotz anfänglicher Zusagen die Lieferbeziehung zu Puma nicht aufgenommen und schied aus dem Projekt aus. Da dieses jedoch auf zwei Zulieferer inklusive möglicher Unterlieferanten ausgelegt war, schlugen die Vertreter der Puma-Ethikabteilung einen Zulieferer in Mexiko vor, auf den sich die Beteiligten einigten. Dem finanziellen Aufpreis jedoch mochte der Puma-Vorstand nicht zustimmen. «Dies ist nicht nachvollziehbar vor dem Hintergrund, dass das Projekt zunächst nur auf ein Jahr ausgelegt war, mit der klaren Option auf Verlängerung, sollte das Projektvorhaben nicht in dieser Zeit realisierbar sein. Es ist absurd, dass ein Global Player wie Puma das Projekt an einer relativ bescheidenen Summe scheitern lässt», so Pflaum.
Das Bild einer Kosten scheuenden Politik der Globalen Sozialverantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility = CSR) passt in die Ergebnisse einer Studie, die die Londoner «Ethical Trading Initiative» (ETI) im Oktober 2006 vorgestellt hat. Diese Kodex-Kontrolleinrichtung, der neben Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen insgesamt 34 Unternehmen angehören, stellt darin fest, dass die Verhaltenskodizes der Ethikabteilungen von Unternehmen bei den konkreten Einkaufspraktiken in globalen Zulieferbetrieben weitgehend unberücksichtigt geblieben sind. Nur dann jedoch würden die Beschäftigten nachhaltige positive Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen spüren, so ETI.
Das finanzielle Aus des Pilotprojekts zwischen Puma und CCC nährt den Verdacht einer Instrumentalisierung der CSR-Politik für Werbezwecke im Umfeld der Fußball-Weltmeisterschaft, wie sie auch unter anderen Sportartikelunternehmen verbreitet war.
Das Scheitern des Pilotprojekts zwischen Puma und CCC muss jedoch auch vor dem Hintergrund der globalen Produktions- und Beschaffungsverlagerungen nach dem Ende des WTO-Welttextilabkommens 2004 gesehen werden. Die Turbulenzen scheinen auch die beiden ursprünglich ausgesuchten Fabriken erfasst zu haben: Eine Fabrik stieg aus dem Projekt aus, die andere ist durch Auftragskürzungen des Haupteinkäufers schwer unter Druck geraten. Gerade mittelamerikanische Länder und Mexiko haben zugunsten wettbewerbsstarker Länder wie China bei den globalen Umstrukturierungen das Nachsehen. Die Umsetzung von Sozialstandards gerät im gnadenlosen Preisdruck des verschärften globalen Wettbewerbs unter die Räder. Global agierende Unternehmen wie Puma sind gefordert, ihre CSR-Politik auch vor dem Hintergrund aktueller Beschaffungsstrategien abzuändern.

Die Christliche Initiative Romero (CIR) in Wuppertal ist in der deutschen Clean Clothes Campaign (CCC) engagiert